Neue Rubrik: »Dinge, die ich heute nicht gesagt habe«

Matrosenhunde gucken heimlich durchs Schlüsselloch:

Der Mann im Bus. Die Arbeitskollegin. Die Stimme am anderen Ende der Leitung.

Vater, Mutter, Kind. Schwippschwager und der Typ gegenüber. Der Junge auf dem Fußballplatz. Der Freund der Freundin. Die andere Frau. Jemand von Früher. Der Chef. Die Stille. Du selbst.

Nichts sagen, zu keinem.

Weil es gemein wäre. Lebensverändernd. Schrecklich peinlich. Überflüssig. Oder zu wichtig. Weil der Moment verpasst wurde. Weil die Stimme versagt. Weil es sich anfühlt, wie auf dem 10-Meter-Brett zu stehen. Vom Mut verlassen und eingeholt von der Vernunft. Vielleicht ein andermal, denkt man sich. Morgen oder nie und wenn, dann nur im Dunkeln.

Wenn es gesagt wurde, dann steht es im Raum. Und alles, was man noch tun kann, ist: es umwerfen.

»Dinge, die ich heute nicht gesagt« habe findet ihn, den Aufenthaltsort für all die Heimlichkeiten. Ein leiser Gruß aus der Welt des Stillschweigens. Ein kurzes Kopf-aus-dem-Sand-Strecken. Ein bisschen weniger Höflichkeit. Ein bisschen mehr Ehrlichkeit. Einfach mal raus damit und dann: schnell weg.

Matrosenhunde sammeln Heimlichkeiten ein und schreiben sie sich auf die Fahnen und dann werden die Segel gehisst.

Ahoi!

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